Abschied
In jedem Trauerfall ist eines gleich:
Das wichtigste Ritual in den Tagen zwischen Tod und Beerdigung ist der Abschied vom Verstorbenen
Der Abschied am offenen Sarg, von Angesicht zu Angesicht mit dem Toten, ist der Dreh- und Angelpunkt der Trauer.
Viele Menschen haben Angst vor diesem letzten Wiedersehen. Das ist völlig verständlich. Die Tradition, den Verstorbenen aufzubahren, Totenwache zu halten und Besuche zum Abschied zu empfangen, ist so gut wie verschwunden. Dabei ist gerade dieser Abschied eine heilsame Erfahrung und ein wichtiger Schritt im Trauerprozess. Er hilft uns, das Unbegreifliche zu begreifen, nämlich dass der geliebte Mensch nicht mehr lebt.
Das Bild des Toten ist wichtig, um den toten Körper loslassen zu können und die Erinnerung an den lebenden Menschen zu bewahren.
Besonders bei tragischen Todesfällen wie bei Kindern, Unfällen, Tötungen oder Suiziden ist der Abschied wichtig für die Hinterbliebenen. Oft hören wir die Befürchtung, dass das Bild des Toten sich unauslöschlich einprägen wird, die Bilder vom lebenden Menschen überdeckt, gar auslöscht. Diese Sorge verstehen wir gut. Sie ist zum Glück unbegründet. Die Bilder vom verstorbenen Menschen werden zwar bestehen bleiben. Diese letzten Bilder vom Moment des Abschieds sind unglaublich intensiv. Aber sie werden schließlich neben den Erinnerungen an den lebenden Menschen stehen, sie werden diese wertvollen Erinnerungen nicht überdecken oder wegschieben.
Wichtig ist uns: Niemand „muss“ beim Trauern oder beim Abschiednehmen irgendetwas. Wir möchten jedem Trauernden diesen wichtigen Schritt ans Herz legen. Die Möglichkeit, sich vom Verstorbenen direkt zu verabschieden, ist nur sehr kurz gegeben.